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Der „Rechte“ von nebenan
Manfred Neuhöfer weckt alte Vorbehalte aus Ihrem Dornröschenschlaf
10.03.2008 (GE 5/2008, 286) Heftig kracht es zurzeit im Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW) zwischen den Landesverbänden in den alten und den neuen Bundesländern. Bedient werden mal wieder die auf beiden Seiten offenbar noch vorhandenen Vorbehalte.

Der „Rechte“ von nebenan

Auslöser war ein Leitartikel von Manfred Neuhöfer, Chefredakteur der Zeitschrift „Die Wohnungswirtschaft”, dem Organ des GdW. Unter der Überschrift „Jugend im Osten träumt von der DDR” ging Neuhöfer auf die Ergebnisse einer Studie der FU ein, die 18 Jahre nach der Wende das Geschichtsbild von Schülern in Ost und West untersucht und festgestellt hatte, in den Köpfen der Jugend lebe die DDR als sozial verklärte und politisch verharmloste Gesellschaft fort. Neuhöfer nahm das zum Anlass, eine geistige Tour durch die neuen Bundesländer zu unternehmen, fand dabei eine „rechte Alltagskultur” und meinte dann, „diese Nazis und Rechten wohnen auch bei uns, in unseren Wohnungsunternehmen”. Leider würde in den eigenen Mieter- oder Mitgliederzeitungen über dieses Problem weder berichtet noch etwas dagegen unternommen. „Aus gut unterrichteter Quelle” habe er, so Neuhöfer, in Erfahrung bringen können, dass es „politische Interventionen bei der Begleitforschung zum Stadtumbau Ost gab, die Abwanderung qualifizierter junger Menschen aus dem Osten sowie Verbindungen zwischen rechter Alltagskultur und Gewalt und den Standortproblemen vieler Städte und Gemeinden nicht zu thematisieren.” In den ostdeutschen Verbänden des GdW war man über die Zeilen ganz und gar nicht amüsiert, zumal fast zeitgleich in der Zeitung DIE WELT ein Beitrag von Dankwart Guratzsch unter der Überschrift „Alte SED-Kader ruinieren ostdeutsche Innenstadtquartiere” veröffentlicht wurde, der ein wenig in die selbe Kerbe hieb und die ostdeutschen Wohnungsgesellschaften als Refugium für das Überwintern jener Kader geschildert hatte, die schon an Erich Honeckers gescheitertem Großprojekt gearbeitet hätten und nunmehr die Fortsetzung des DDR-Städtebaus mit kapitalistischem Geld, Plattenbauten als Käfighaltung und Wohnmaschinen und die Ruinierung intakter innerstädtischer Quartiere betrieben. Das wollte man nicht auf sich sitzen lassen und schickte Dr. Wolfgang Schönfelder, Potsdamer Statthalter des BBU, an die publizistische Front, wenn auch nur im internen Mitteilungsblatt des Berliner BBU. Schönfelder freilich machte es sich auch ein wenig einfach: Den Guratzsch-Artikel in der WELT führte er schlicht und einfach darauf zurück, dass der Verfasser ein individuell Betroffener mit einem einzelnen Grundstück in einer historischen Innenstadt und Mitglied einer bisher nicht zum Zuge gekommenen Interessengemeinschaft sei. Ein bisschen Gelassenheit täte vermutlich allen gut.
Autor: Dieter Blümmel