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Sarrazin - Für Bayern gibt’s Liebe, für Berlin Hiebe
10.03.2008 (GE 5/2008, 288) Was wären die Berliner Journalisten ohne den Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin? Gleich zweimal in der letzten Zeit half er ihnen über Wochen, die Spalten zu füllen.

Sarrazin - Für Bayern gibt’s Liebe, für Berlin Hiebe

Zum einen mit seinem Menü-Vorschlag für Hartz-IV-Empfänger, zum anderen mit seiner etwas abfälligen Bemerkung über den Leistungsstandard Berliner Schüler: Bayerns Schüler ohne Abschluss seien besser als die Berliner mit. Besser angekommen wäre der Scherz – jedenfalls in Berlin –, hätte der Finanzsenator die Berliner mit den Schülern aus Brandenburg verglichen. Hier spricht das Leistungsgefälle für Berlin. Aber solche Späße darf man in Berlin nicht machen, vor allem, wenn man für Schule gar nicht zuständig ist. Dann werden von allen Seiten Entschuldigungen und Kniefälle gefordert, insbesondere durch Pädagogenverbände, die seit Jahrzehnten von der Opposition beherrscht sind. Noch mehr Prügel gab es für den Koch Sarrazin, obwohl Ernährungswissenschaftler seinem Menüvorschlag Ausgewogenheit und Auskömmlichkeit bestätigten – allerdings kam Schelte nur von jenen, die sich immer darüber aufregen, wenn jemand mit der Vorstellung aufwartet, Menschen seien in erster Linie selbst für ihr Leben verantwortlich und könnten nicht immer auf den Schultern anderer durch selbiges getragen werden. Hartz IV soll schließlich keine Lebensperspektive sein, bei der neben der Deckung der Grundbedürfnisse auch noch das Suchtverhalten unterstützt und eine erfüllte Freizeitgestaltung staatlich garantiert wird, sondern spürbaren Druck ausüben, wieder an die eigenen Leistungsgrenzen zu gehen. Wer übrigens die vielen Leserbriefe dazu in den verschiedenen Zeitungen studiert hat, fand – angesichts der fast unübersehbaren Fülle von Stellungnahmen aller üblichen Berufsaufgeregten – noch genügend Belege dafür, dass den Berlinern ihr gesunder Menschenverstand nicht in Gänze abhandengekommen ist. Sarrazin hat getan, was seines Amtes ist: geprüft, ob die staatlichen Zuwendungen für einen bestimmten Zweck ausreichend, nicht ausreichend oder überdimensioniert sind. Auf ein derartiges Transferleistungs-Controlling haben alle ehrlichen Steuerzahler Anspruch – und davon gibt es, trotz der Zumwinkels, noch genügend.
Autor: Dieter Blümmel