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Ausverkauf
10.03.2008 (GE 5/2008, 281) Sie lagen in der Luft, seit Langem, die Zeichen nämlich, dass bald etwas passieren würde, wenn nicht bald was passierte, oder, um mit Erich Kästner zu sprechen, an Zeichen war niemals Mangel, aber an Folgern. Warum?
Seit dem Ende der 90er Jahre spielte sich auch in Kontinental-Europa ein Paradigmenwechsel ab: Eine Amerikanisierung (allgemein als Globalisierung bezeichnet) der Finanzmärkte und am Ende der gesamten Bankenlandschaft. Es wurden neuartige Finanzprodukte erfunden, und die Investmentabteilungen und Vermögensberatungen der großen und kleinen Häuser sorgten für deren Platzierung. Warum denn einfach Aktien oder Anleihen verkaufen, wenns auch Derivate, Zertifikate und Mischfonds gibt? Ganz klar warum: An denen verdient man mehr, und keiner sieht genau, was drin ist.
So weit, so schlecht. Nur geht die Sache ja tiefer, und das eben auch bei den Immobilien. Denn da hat der Handel mit (grundbuchlich gesicherten) Krediten Einzug gehalten, den es so bis zum Ende der 90er Jahre hier nicht gab - wohl aber in den USA, in denen die Verbriefung von Immobilienkrediten auch im letzten Jahrhundert schon üblich war.
Bei uns hat zunächst eine der großen Heuschrecken das Geschäft in Schwung gebracht. Und als die in Kreditnöten steckenden hiesigen Häuser erkannten, dass man auf diese Weise Probleme gegen Zahlung eines einmaligen Ablass-Betrages entsorgen konnte, ging der Handel erst richtig los. Bis er am Ende auch die Häusle-Bauer erreichte, und da brach sich dann endlich die Kritik auch öffentlich bahn, nachdem zuvor nur die größeren Investoren und deren Anwälte lamentiert hatten.
Nun hat auch der GdW (Verband der ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen) durch seinen Präsidenten, Lutz Freitag, Krach geschlagen (FAZ vom 25. Januar 2008) - und man kann nur hoffen, dass die anderen Verbände folgen. Der Verkauf, die Abspaltung oder Abtretung von Immobilienkrediten an andere Institutionen dürfe nur dann zulässig und wirksam sein, wenn auch beim neuen Gläubiger sichergestellt sei, dass das vom Schuldner als Bankgeschäft eingegangene Vertragsverhältnis auch als Bankgeschäft fortgeführt werde.
Nach Voltaire ist man ja auch für das verantwortlich, was man nicht tut, also unterlässt. Dem Kunden helfen bei der Bewältigung der Krise? Das ist zwar der kürzeste, der direkteste Weg der Hilfe, aber es dauert dann auch meistens am längsten, bis man ans Ziel gelangt. Also ließ und lässt man Voltaire einen guten Mann sein, bestellt den nächsten Kreditverwerter - und entsorgt.
Dass beim Kunden damit die Probleme erst richtig anfangen, darf angeblich nicht interessieren. Darf aber doch! Denn es gibt auch den Satz: Wer Schwierigkeiten macht, hat sie auch (Emil Oesch). Und auf lange Sicht gesehen (also unamerikanisch und unglobalistisch) werden diese Banken (unfreiwillig) dafür sorgen, dass am Ende kein Investor mehr eine Kreditklausel akzeptieren kann, die den Verkauf eines Kredites an Heuschrecken und andere Verdächtige erlaubt.
Als Normalfall vorgesehen war die jetzt üblich gewordene Praxis in den Gesetzen und Verträgen dieses Landes ja nie. Aber in der Finanzkrise gilt wohl, was für jeden Krieg gilt: Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze (Cicero, 52 v. Chr.). Und die Waffen hat nun mal die Truppe der Finanzakrobaten.
So weit, so schlecht. Nur geht die Sache ja tiefer, und das eben auch bei den Immobilien. Denn da hat der Handel mit (grundbuchlich gesicherten) Krediten Einzug gehalten, den es so bis zum Ende der 90er Jahre hier nicht gab - wohl aber in den USA, in denen die Verbriefung von Immobilienkrediten auch im letzten Jahrhundert schon üblich war.
Bei uns hat zunächst eine der großen Heuschrecken das Geschäft in Schwung gebracht. Und als die in Kreditnöten steckenden hiesigen Häuser erkannten, dass man auf diese Weise Probleme gegen Zahlung eines einmaligen Ablass-Betrages entsorgen konnte, ging der Handel erst richtig los. Bis er am Ende auch die Häusle-Bauer erreichte, und da brach sich dann endlich die Kritik auch öffentlich bahn, nachdem zuvor nur die größeren Investoren und deren Anwälte lamentiert hatten.
Nun hat auch der GdW (Verband der ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen) durch seinen Präsidenten, Lutz Freitag, Krach geschlagen (FAZ vom 25. Januar 2008) - und man kann nur hoffen, dass die anderen Verbände folgen. Der Verkauf, die Abspaltung oder Abtretung von Immobilienkrediten an andere Institutionen dürfe nur dann zulässig und wirksam sein, wenn auch beim neuen Gläubiger sichergestellt sei, dass das vom Schuldner als Bankgeschäft eingegangene Vertragsverhältnis auch als Bankgeschäft fortgeführt werde.
Nach Voltaire ist man ja auch für das verantwortlich, was man nicht tut, also unterlässt. Dem Kunden helfen bei der Bewältigung der Krise? Das ist zwar der kürzeste, der direkteste Weg der Hilfe, aber es dauert dann auch meistens am längsten, bis man ans Ziel gelangt. Also ließ und lässt man Voltaire einen guten Mann sein, bestellt den nächsten Kreditverwerter - und entsorgt.
Dass beim Kunden damit die Probleme erst richtig anfangen, darf angeblich nicht interessieren. Darf aber doch! Denn es gibt auch den Satz: Wer Schwierigkeiten macht, hat sie auch (Emil Oesch). Und auf lange Sicht gesehen (also unamerikanisch und unglobalistisch) werden diese Banken (unfreiwillig) dafür sorgen, dass am Ende kein Investor mehr eine Kreditklausel akzeptieren kann, die den Verkauf eines Kredites an Heuschrecken und andere Verdächtige erlaubt.
Als Normalfall vorgesehen war die jetzt üblich gewordene Praxis in den Gesetzen und Verträgen dieses Landes ja nie. Aber in der Finanzkrise gilt wohl, was für jeden Krieg gilt: Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze (Cicero, 52 v. Chr.). Und die Waffen hat nun mal die Truppe der Finanzakrobaten.
Autor: Dietmar Otremba