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Neue Wirkungsstätte Immobilien?
15.10.2003 (GE 20/03, Seite 1296) Anfang August schon hatten wir an dieser Stelle schon von sich verdichtenden Gerüchten berichtet, wonach Stadtentwicklungssenator Peter Strieder sein Amt im Laufe dieses Jahres aufgeben und seine berufliche Zukunft in Hamburg suchen will.
Und mit Immobilien soll die neue Wirkungsstätte zu tun haben. Peter Strieder hatte diese Meldung irgendwelchen Journalisten gegenüber dementiert - so in der Art: Er sei immer wieder ganz fassungslos, was ihm so manchmal unterstellt werde. Erfahrene Journalisten wissen, daß so ein Dementi eher eine Bestätigung ist. Wofür übrigens auch spricht, daß Peter Strieder uns gegenüber niemals erklärt hat, unsere Meldung sei falsch. Nun gibt es in Hamburg so viele Spitzenpositionen nicht, für die ein ehemaliger sozialdemokratischer Berliner Senator in Frage käme. Den regierenden Christdemokraten und ihrem Koalitionspartner Schillpartei käme ein Sozialdemokrat für die hanseatische Staatswirtschaft (etwa für die große Wohnungsbaugesellschaft SAGA) gerade recht. Zunächst war spekuliert worden, Strieder wechsele vielleicht zu Karl Ehlerdings Beteiligungskonzern WCM. WCM hält nämlich indirekt die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GEHAG. Für die war im WCM-Konzern das Vorstandsmitglied Dr. Michael Albertz zuständig, der Ende Juli seine Ämter niederlegte und nach Köln wechselte. Aber abgesehen davon, daß Ehlerding christdemokratischer Millionenspender ist, ist sein Konzern seit längerem in so schwerem wirtschaftlichen Fahrwasser, daß Strieder den Teufel täte, seine berufliche Zukunft einem so unsicheren Kantonisten anzuvertrauen. Aber, und jetzt wird es spannend: Für einen „vorübergehenden Zeitraum“ hatte der WCM-Konzern im Juli 2002 80 % seiner Anteile an der GEHAG an die Hamburgische Landesbank verkauft mit der Maßgabe, diese innerhalb von 18 Monaten wieder zurückerwerben zu dürfen. Die WCM hat dafür zwei Rückkaufoptionen - die erste in diesem Jahr wurde nicht gezogen, die zweite Option darf sie Anfang 2004 ziehen. Ob sie das kann, ist zweifelhaft. Was aber soll die Hamburgische Landesbank mit zigtausend Wohnungen in Berlin? Nun, da erinnern sich Menschen mit gutem Gedächtnis daran, daß es vor Jahr und Tag beim GEHAG-Verkauf an die RSE (die zum WCM-Konzern gehört) noch einen zweiten Bewerber gegeben hatte, der an den letzten läppischen 20 Millionen scheiterte. Und der in Hamburg sitzt. Und Büll & Liedtke - genauer: B&L Immobilien AG - heißt, ein richtig großer Player auf dem Immobiliensektor. Das Leistungsspektrum deckt die gesamte Wertschöpfungskette von Immobilien ab. Im Frühjahr 2001 erwarb die Gesellschaft eine Beteiligung an der LEG Schleswig-Holstein und im Dezember 2001 die Heimstätten Gesellschaft mbH Lübeck, in deren Bestand sich insgesamt über 22.000 Wohneinheiten befinden. Und wie fügt es sich doch so schön, daß Mitte August das Vorstandsmitglied Dr. Hans Hellberg seine Tätigkeit als Sprecher des Vorstandes der B&L Immobilien AG beendete und neben den Vorstandsmitgliedern Rainer Quasnitza (42) und Ronald Harder (40) noch einer gesucht wird. Drei Bewerber soll es geben, die noch in der engeren Wahl sind. Einer davon soll Peter Strieder heißen. Daß es den doppelt gibt, halten wir für ziemlich ausgeschlossen. Daß die GEHAG zu Büll & Liedtke wandert, wenn WCM seine Rückkaufoption nicht ziehen kann, würde Sinn machen - und damit auch ein B&L-Vorstandsmitglied Strieder. Damit wäre Strieder Chef seines Vorgängers Jürgen Klemann - das ist die schlechte Nachricht für den Gehag-Chef (die gute ist, daß die Staatsanwaltschaft ihre Untreue-Ermittlungen gegen Klemann und seine Vorstandskollegen Steffen Meisgeier und Boris P.Töppe im Zusammenhang mit einem angeblich zu teuer wieder zurückgekauften GEHAG-Fonds sang- und klanglos eingestellt hat - über die Hausdurchsuchungen war damals üppig berichtet worden, über die Verfahrenseinstellung nicht). Die schlechte Nachricht für Berlin: Die Stadt würde mit Peter Strieder einen der ganz wenigen fähigen sozialdemokratischen Politiker verlieren. Das wollen ganz offenbar nur Sozialdemokraten.