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7 Grüne Dächer
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10.08.2020 (GE 15/2020, S. 946) Dass der Wurm dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss, ist eine Binsenweisheit, die erst noch in den Berliner Senat einsickern muss: Dessen 2019 aufgelegtes Programm „1.000 grüne Dächer“ floppt bislang. Von den 1.000 sind erst sieben genehmigt, berichtete kürzlich die Berliner Morgenpost.
Ich weiß nicht, ob die zuständige Senatorin Regine Günther (Grüne) die einschlägige Förderrichtlinie ihrer Verwaltung jemals gelesen hat, vermutlich nicht. Sonst hätte sie vielleicht eine Ahnung, warum ihre nach eigenen Angaben wichtigste Zielgruppe für die Dachbegrünung – die Eigentümer kleinerer Mietshäuser mit bis zu 20 Wohneinheiten – den Wurm nicht schlucken will. Der SPD-Umweltpapst im Abgeordnetenhaus, der Abgeordnete Daniel Buchholz, vermutet als Ursache des bisher gefloppten Förderprogramms die schleppende und bürokratische Bearbeitung durch die Verwaltung. Doch die hat damit nichts zu tun, denn die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat mit der gesamten Abwicklung die IBB Business Team GmbH beauftragt, die nicht den Ruf einer verknöcherten Bürokratie genießt. Vielleicht sollten Buchholz und seine Kollegen sich mal ein paar Stunden – die brauchen sie dafür – wenigstens oberflächlicher Lektüre der Richtlinien gönnen, um sie anschließend so zu entbürokratisieren, dass die Zielgruppe nicht mehr den Eindruck hat, zunächst ein Studium absolvieren zu müssen, um die Richtlinien zu verstehen. Dann hätten wir vielleicht in kürzerer Zeit 70 statt sieben Gründächer mehr. So jedenfalls wird das nichts. Dass es bisher schon nach Senatsangaben über 18.000 Gründächer ohne Förderung gibt, spricht Bände. Lieber zahlen die Leute ein paar tausend Euro aus eigener Tasche als Stöckchen über Förderrichtlinien zu springen. Ähnlich bürokratisch und umständlich sind übrigens die Richtlinien des Berliner Förderungsprogramms zum Heizungsaustausch vom November 2019. Bislang wurden dafür nur 134 Förderungsanträge gestellt, davon sieben über Beratung und 127 für Investitionen. 27 davon wurden wieder zurückgezogen, 35 bewilligt, 26 abgelehnt, der Rest schmort. Der Senat weiß nicht einmal, wie viele Ölheizungen es in Berlin gibt, auch die Schornsteinfeger-Innung wisse das nicht, erklärte in schöner Offenheit der zuständige Staatssekretär Stefan Tidow von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (Klimaschutz steht offenbar nicht ohne Grund als letzte Position im Namen) auf eine Anfrage des LINKEN-Abgeordneten Dr. Michael Efler (AH-Drs. 18/22676).
Autor: Dieter Blümmel


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